Tag Archives: SSL 100

RMA Fälle der letzten Zeit

Ich hatte in den letzten Wochen drei Fälle, in denen WatchGuard die Hardware Appliance im Zuge eines Support Incidents ausgetauscht hat:

  • Defekte XTM 505: nachdem die Ersteinrichtung (incl. Aufspielen des Feature Key) einwandfrei geklappt hatte, blieb beim nächsten Boot-Vorgang das LCD-Display komplett leer (Hintergrundbeleuchtung an), die Box “kam nicht hoch” und auch die Lüfter liefen nach wie vor auf 100% (reduziert sich normalerweise nach ca. 20-30 Sekunden auf eine geringe Drehzahl).
  • Defekte X10e: trotz korrekter Ausführung eines “Factory Reset” (für mehr als 1 Minute gedrückter RESET-Buttons während Power On) startete die Box nicht in die Maintenance-Partition SYS-B (Safe Mode) – stattdessen war wieder die reguläre Partition SYS-A und die reguläre Konfigurationsdatei aktiv…
  • Defekte SSL100: Probleme mit User Authentication (Microsoft ActiveSync gegenüber Active Directory für den SSL-Zugriff von Apple iPhone auf Microsoft Exchange Server)

SSL 100: Öffentliches Zertifikat verwenden

Ab Werk wird auf einer WatchGuard SSL 100 ein von WatchGuard selbst generiertes Zertifikat verwendet, das nicht gegenüber einer allgemein bekannten, offiziellen Zertifizierungsstelle rückbestätigt ist. Das Zertifikat heißt “TestCert” und ist auf den imaginären Domainnamen “my.company.my” ausgestellt. Beim Aufruf der Anmeldeseite der SSL 100 erscheint also zunächst die allgemein bekannte Warnmeldung des Browsers. Natürlich kann das Zertifikat akzeptiert werden und das weitere Arbeiten mit der SSL 100 erfolgt trotzdem gesichert auf der Basis von SSL.
Wenn die SSL 100 jedoch nicht nur für den Remote Zugriff von eigenen Mitarbeitern verwendet wird, denen man die o.g. Vorgehensweise natürlich per Hausmitteilung bekannt machen kann – sondern auch zur Anbindung von externen Mitarbeitern, Lieferanten oder Kunden, ist es natürlich ein professionelles Vorgehen, das TestCert durch ein offiziell rückbestätigtes Zertifikat zu ersetzen. Je nachdem, welche Sicherheitsstufe angebracht erscheint, kann mit einfachen SSL-Zertifikaten für weniger als 10 Euro pro Jahr gearbeitet werden oder mit entsprechend teureren Zertifkaten, bei denen z.B. dann auch die Browserzeile nicht weiß, sondern grün hinterlegt wird…
Die Vorgehensweise ist in jedem Fall identisch, erscheint jedoch etwas kompliziert: Zunächst muss manuell ein CSR (Certificate Signing Request), eine Zertifikatsanforderung, erstellt werden – auf der Basis eines ebenfalls manuell erzeugten privaten Schlüssels. Hierzu muss auf einem Computer die Software “OpenSSL” installiert werden. Download im Internet, Einstieg über http://www.openssl.org. Der Installer für Windows findet sich unter http://www.slproweb.com/products/Win32OpenSSL.html. Sofern auf dem Windows-PC noch nicht die “Visual C++ 2008 Redistributables” installiert sind, müssen diese ebenfalls installiert werden (Download-Link direkt darunter oder Suche nach vcredist_x86.exe im Microsoft Download-Bereich).
Nach der Installation von OpenSSL mit den Default Einstellungen wird eine MSDOS-Eingabeaufforderung geöffnet und im Programmverzeichnisbin werden folgende Befehle ausgeführt:
openssl genrsa -out wgnet.key 1024
openssl req -new -key wgnet.key -out wgnet.csr
openssl pkcs8 -topk8 -in wgnet.key -out wgnet.pk8

Der erste Befehl erzeugt den privaten Schlüssel, der im zweiten Befehl zur Erzeugung der Zertifikatsanforderung verwendet wird. Dort startet auch ein Dialog, bei dem entsprechende Kundendaten abgefragt werden, unter anderem auch den Common Name (CN), auf den das Zertifikat ausgestellt werden soll, also z.B. “sslvpn.kundenname.de”. Der dritte Befehl konvertiert den privaten Schlüssel in das PKCS8-Format, das zum Import in die WatchGuard SSL 100 benötigt wird. Hier wird auch nach einem Encryption Password gefragt, das ebenfalls für den Import benötigt wird.
Die mit dem zweiten Befehl erzeugte Datei “wgnet.csr” wird nun an die Zertifizierungsstelle geschickt, für die man sich entschieden hat. Ein möglicher, sehr preiswerter Anbieter ist RapidSSL, der einfache SSL-Zertifikate bereits für 10,95 USD pro Jahr anbietet. Nach Beantragung und Legitimation erhält man innerhalb von 24 Stunden dann per E-Mail sein Zertifikat zugestellt.

Nach der Anmeldung an der Admin-Oberfläche der SSL 100 werden Zertifikat und privater Schlüssel importiert: Manage System > Certificates > Add Server Certificate (sslvpn.kundenname.de) > Publish; Manage System > Administration Service > Server Certificate (sslvpn.kundenname.de) > Publish und Restart Service; Manage System > Device Settings > General Settings (sslvpn.kundenname.de) > Publish. Nun wird beim Zugriff auf die SSL 100 das eigene Zertifikat verwendet und die Warnmeldung des Browsers unterbleibt. Anstelle einer öffentlichen Zertifizierungsstelle kann der CSR auch an eine firmeninterne (z.B. Active Directory integrierte) Zertifizierungsstelle geschickt werden. Die Warnmeldung unterbleibt dann jedoch nur auf den PCs, die z.B. als Domänenmitglied das Stammzertifikat “gelernt” haben.
WICHTIG: Die mit OpenSSL erzeugten Dateien, die verwendeten Kennwörter, die Zugangsdaten zu dem Accout der Zertifizierungsstelle und das Zertifikat sind auf jeden Fall SICHER auzubewahren und vor Zugriff von Dritten zu schützen!

SSL 100: One Time Password per SMS

Die einfachste Form der User Authentication an einer WatchGuard SSL 100 ist die Kombination aus Benutzername und Kennwort, WatchGuard SSL Password. Die User und Kennwörter können auf der SSL100 selbst gepflegt werden oder es erfolgt ein Mapping zu einer externen Benutzerdatenbank, z.B. einem Active Directory. Damit nicht die unbefugte Weitergabe der Zugangsdaten an Dritte die Sicherheit der internen Daten und Programme gefährdet, kann eine zweite Komponente die Sicherheit erhöhen: eine Two-Factor Authentication, also die Kombination aus Wissen und Besitz oder Biometrie). Neben der Kenntnis von Benutzername und Kennwort ist auch noch eine zweite Komponente erforderlich, z.B. ein OTP Token als Schlüsselanhänger, der zeitgesteuert z.B. alle 60 Sekunden eine neue 6-stellige Zahl anzeigt, die bei der Anmeldung zusätzlich abgefragt wird. Hersteller sind u.a. RSA und VASCO. Alternativ ist es auch möglich, das Einmal-Kennwort per E-Mail (z.B. an BlackBerry Handhelds, iPhone oder andere Mobile E-Mail Devices) zu versenden – oder per SMS auf ein beliebiges Mobiltelefon.
Wenn das One Time Password (OTP) per SMS versendet werden soll, bedient man sich in der Regel eines SMS-Providers, bei dem man ein gewisses Kontingent an SMS einkauft. Ein möglicher Anbieter ist Clickatell. Nach der Aktivierung eines Accounts und dem Kauf eines SMS-Kontingents (hier 400 SMS für 17,60 EUR = 4,4 ct pro SMS) bekommt man von Clickatell drei Zugangsinformationen zugewiesen: USERNAME, PASSWORD und API_ID. Diese drei Angaben ersetzen die Platzhalter in folgender URL: https://api.clickatell.com/http/sendmsg?user=USER&password=PASSWORD&api_id=API&to=[$user-mobile]&text=[$message].
In der Konfiguration der WatchGuard SSL100 wird diese URL an folgender Stelle eingetragen: Manage System > Notification Settings > SMS Channel > Add SMS Channel > Plugin = HTTP-Plugin > URL > Save > Save (!!!) > Publish (!!!)
Außerdem muss sichergestellt sein, dass WatchGuard SSL Mobile Text generell als Authentication Methode enabled ist und auch in den entsprechenden Userkonten, die dieses Verfahren nutzen sollen. Dort muss ebenfalls die Mobilfunknummer eingetragen werden, an die die SMS geschickt werden soll (hier im Format 49171xxxxxxx). Die Nutzung des SMS-OTP macht natürlich nur dann Sinn, wenn in den betreffenden User-Accounts die Anmeldemethode WatchGuard SSL Password disabled wird, denn sonst wäre ja nach wie vor die einfache Anmeldung nur mit Benutzername und Kennwort möglich. Beim Aufruf der Anmeldeseite wählt der User also WatchGuard SSL Mobile Text aus und meldet sich zunächst mit seinem regulären Benutzernamen und Kennwort an:

Dadurch wird die Erzeugung des SMS-OTP angestoßen und wenige Sekunden später kommt eine SMS an. Als Absender der SMS tritt bei Clickatell eine +44 Nummer in Erscheinung, da das Gateway wohl in Großbritannien betrieben wird. Der Standard-Text der SMS lautet: Your OTP is xxxxxx. Enter it to login with Mobile Text. Anschließend steht die gewohnte Portaloberfläche mit den freigegebenen Icons zur Verfügung.

SSL 100 Feature Key wrong

Bei der Inbetriebnahme einer WatchGuard SSL 100 SSL-VPN Appliance musste ich heute feststellen, dass der nach Produkt-Registrierung auf der WatchGuard Website heruntergeladene Feature Key korrupt war und die SSL 100 sich mit dem Fehler “Wrong Feature Key” verweigerte. Anders als bei den klassischen WatchGuard Produkten steckt in einem SSL 100 Feature Key u.a. auch der Firmenname und die E-Mail-Adresse des Ansprechpartners, so wie sie im betreffenden Account hinterlegt sind. Wurden bei der erstmaligen Erzeugung des Accounts im Firmennamen Sonderzeichen, Umlaute etc. verwendet, kann dies zu diesem Fehlerbild führen. Im vorliegenden Fall war das &-Zeichen der Übeltäter (eine GmbH & Co. KG…)
Leider kann man den Firmennamen im Account NICHT selbst ändern. Hierzu muss ein Support Incident geöffnet werden oder die Customer Care Abteilung in USA anderweitig informiert werden. Diese entfernt dann verdächtige Zeichen aus der Datenbank. Dieses Verhalten ist von WatchGuard als Bug bestätigt, es gibt aber noch keine Aussage, wann dieser Fehler beseitigt wird.