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HOWTO: WatchGuard Firebox T45-CW Multi-WAN, SD-WAN und BOVPN Failover Konfiguration

Die neue WatchGuard Firebox T45-CW (5G) ist ab sofort verfügbar. In diesem Blogartikel zeigen wir die gängigen Szenarien, die wir mit der Firebox T45-CW umsetzen können. Weitere Informationen finden Sie direkt im >> Hardware Guide Firebox T45-CW.
Bei einem T45-CW Cluster kann das 5G Modul leider nicht genutzt werden.

1.Modem Konfiguration

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External failed. Multi-WAN checks: 194.25.0.60 antwortet derzeit nicht auf PING

Der von vielen Kunden als Ping zur Leitungsüberwachung genutzte DNS-Server 194.25.0.60 der Telekom antwortet heute (11.08.2017) nicht auf Ping (Anm.: seit dem Abend geht es wieder).

Problematik: Multi-WAN bei WatchGuard benötigt eine Ziel-IP für einen Ping-Check (Network > Configuration > Multi-WAN). Hier wird häufig ein gängiger DNS-Server des zuständigen Internet-Providers eingetragen, weil dieser in der Regel hoch performant und hochverfügbar ausgelegt ist. Wenn die an dieser Stelle eingetragene IP-Adresse jedoch nicht mehr auf Ping reagiert, “denkt” die WatchGuard, dass die Leitung nicht mehr verfügbar ist und schaltet das Interface in den Status “External:Failed” und damit logisch auf DOWN. Das bedeutet, dass das Interface für ausgehenden Verkehr nicht mehr verfügbar ist – obwohl die Leitung selbst technisch völlig in Ordnung ist.

Best Practice:
Wir können hier keine allgemein glücklich machende Antwort geben. Wir schlagen vor, beim zuständigen Leitungsprovider (es können ja auch mal mehrere Leitungen von verschiedenen Providern an einer WatchGuard angeschlossen sein…) eine oder mehrere IP-Adresse(n) aus dessen Backbone zu erfragen und zu verwenden, die

  • auf Ping reagieren
  • hochverfügbar ausgelegt sind
  • sich nicht ändern

Verwenden Sie NICHT IP-Adressen eines anderen Providers (Sie wollen ja die Anbindung an den eigenen Provider testen und nicht das weitere Routing/Peering zu einem anderen Provider. Daher sind auch die allseits bekannten öffentlichen DNS-Server von Google (8.8.8.8 und 8.8.4.4) keine besonders guten Ideen.
Verwenden Sie NICHT die gleiche Test-IP-Adresse für mehrere External Interfaces. Sollte genau diese IP-Adresse tatsächlich einmal nicht erreichbar sein, wie jetzt im Falle des Telekom DNS-Servers 194.25.0.60 geschehen, gehen im Extremfall gleichzeitig ALLE Leitungen auf DOWN und Sie bewirken damit das genaue Gegenteil des eigentlichen Redundanz-Gedankens.
Nutzen Sie in der Multi-WAN Konfiguration auf jeden Fall die Möglichkeit, explizite Test-IP-Adressen einzutragen. Wenn Sie nämlich den System Default belassen = KEINE explizite Test-IP eintragen, dann wird standardmäßig das Default Gateway der jeweiligen Leitung überwacht/angepingt. Bei Static IP, also einer Standleitung mit einem vom Provider bereitgestellten Router mit einem öffentlichen IP-Subnetz ist das Default Gateway aber eben genau dieser Router. Weil sich dieser Router aber (i.d.R.) in Ihrem eigenen Hause befindet und immer antworten wird, liefert er also keine sinnvolle Aussage, ob die Internet-Leitung funktioniert oder nicht.
Bei DSL-Anschlüssen der Deutschen Telekom kommt sogar noch eine weitere Problematik dazu. Das Default Gateway einer DSL-Leitung wird erst nach erfolgreicher Einwahl dynamisch zugewiesen. Leider haben bei der Telekom aber genau diese Systeme die unangenehme Eigenschaft, dass sie überhaupt nicht auf Ping antworten! Wenn also keine explizite Test-IP eingetragen ist, wird eine solche Leitung im Multi-WAN-Betrieb immer als External:Failed angezeigt werden und steht daher auch nicht für WAN Failover Szenarios zur Verfügung…
Jedem selbst überlassen bleibt auch die Einschätzung, ob es statt Ping (oder zusätzlich zu Ping) sinnvoll ist, die Alternative zu nutzen, nämlich per TCP Connect z.B. den Port 80 eines hochverfügbaren Webservers zu prüfen. Bedenken Sie dabei aber bitte auch, wenn Sie hier mit einem Hostnamen arbeiten z.B. www.google.de, dass in diesem Fall die WatchGuard diesen Namen vorher auch noch per DNS auflösen können muss. Besser wäre allemal, auch hier mit einer IP-Adresse statt eines Hostnamens zu arbeiten…

Multi-WAN und Policy Based Routing

Wenn auf einer WatchGuard die Zusatz-Option “Fireware Pro” bzw. “XTM Pro” aktiviert ist, können bis zu vier Interfaces als External Interface konfiguriert werden. Hier können jeweils unterschiedliche Internet-Anschlüsse angebunden werden. Ein typisches Anwendungs-Szenario sieht so aus: Kunde x hat eine Standleitung mit x Mbit Bandbreite, die bisweilen überlastet ist, weil “zu viel” HTTP/HTTPS-Traffic (Eigennutzung, sprich Surfen und Downloads) die Leitung “dicht” macht und zu wenig Bandbreite für VPN-Anbindungen, E-Mail und andere unternehmenskritische Anwendungen übrig bleibt…
Statt einfach die Bandbreite der Standleitung für teuer Geld beim Provider hochsetzen zu lassen, kann auch darüber nachgedacht werden, einen – deutlich billigeren – ADSL, VDSL oder Kabel-TV-Anschluss als zweiten Internet-Anschluss an die gleiche WatchGuard anzubinden und über das Firewall-Regelwerk festzulegen, dass der typische HTTP und HTTPS Traffic über eben diese billigere DSL-Leitung geführt wird (Policy Based Routing, PBR). Damit wird die (teure) Standleitung von eben diesem TrafficENTLASTET.

Die unternehmenskritischen Services können so evtl. auch auf längere Sicht auf dem bisherigen Stand zu deutlich geringeren laufenden Kosten versorgt werden.

Wenn nun mindestens ein zweites Interface der WatchGuard als “External” konfiguriert wird, sind zusätzliche Einstellungen erforderlich, ohne die das gewünschte Verhalten eventuell nicht zum Tragen kommt! Insbesondere muss im Policy Manager unter Network > Configuration die Registerkarte Multi-WAN beachtet werden, die bei Verwendung nur eines einzelnen externen Interfaces “ausgegraut” war.
Hier wähle ich in der Regel als Default-Verhalten im Multi-WAN-Betrieb anstelle des voreingestellten Verfahrens “Routing Table” das Verfahren “Failover” aus und aktiviere hinter dem Button “Configure” die am typischen Multi-WAN-Betrieb beteiligten externen Interfaces (die Zahlen in Klammern entsprechen der Interface-Nummer auf der WatchGuard: z.B. 0=eth0, 6=eth6):

Die angezeigte Reihenfolge der Interfaces entspricht auch dem tatsächlichen Verhalten der WatchGuard Firebox für ausgehende Verbindungen: sofern keine PBR-Regel ein anderes Verhalten vorschreibt, werden die Interfaces gemäß dieser Liste von oben nach unten bedient. Will heißen: Wenn das ganz oben aufgeführte Interface “ACTIVE” ist, dann wird auch genau dieses per Default bedient, ansonsten wird das nächste Interface in der Liste verwendet…

Wie erkennt nun die WatchGuard, ob ein Interface “ACTIVE” ist oder nicht? Auch dies wird über die Registerkarte Multi-WAN gesteuert:

Für jedes der am Multi-WAN Verhalten beteiligten Interfaces muss nun definiert werden, woran die WatchGuard die Verfügbarkeit des Interfaces festmachen soll. Das Default-Verhalten ist in der roten Markierung und den darunter aufgeführten Settings beschrieben. Demzufolge pingt die Firebox alle 15 Sekunden eine IP-Adresse an (standardmäßig das Default Gateway des jeweiligen Interfaces). Wenn die angepingte IP-Adresse (3+1) = 4 x 15 => 60 Sekunden) nicht antwortet, wird das Interface auf “INACTIVE” gesetzt. Kommen wieder drei aufeinanderfolgende Antworten im Abstand von 15 Sekunden, wird das Interface wieder auf “ACTIVE” gesetzt und nimmt am Multi-WAN-Verfahren teil.

Daraus ergeben sich zwei Problematiken:

    • Problem 1 (Szenario Standleitung) => “Wo befindet sich das Default Gateway einer Standleitung?” Antwort: “Das ist der Übergaberouter des ISP, der sich in der Regel beim Kunden vor Ort befindet und per Kabel direkt an der WatchGuard angeschlossen ist”. Wenn nun eben dieser Router auf “ping” antwortet: Ist das eine zuverlässige Aussage darüber, ob nun die eigentliche Internet-Anbindung durch diesen Router hindurch funktioniert? Antwort: “Nein”. Typischerweise sollte also hier eine EXPLIZITE IP-ADRESSEkonfiguriert werden, die irgendwo tatsächlich im Internet liegt.

 

  • Problem 2 (Szenario PPPoE oder DHCP-Einwahl) => Das Default Gateway des Interfaces wird dem Interface vom Provider erst bei der Einwahl zugewiesen. In vielen Fällen (providerabhängig!)antwortet aber genau diese als Default Gateway zugewiesene IP-Adresse nicht auf ping. Was ist also das Resultat im Default-Zustand? Das Interface arbeitet zunächst (3+1) x 15 => 60 Sekunden ordnungsgemäß, wird dann jedoch von der WatchGuard als “INACTIVE” eingestuft und aus dem Multi-WAN-Verfahren herausgenommen… Insbesondere in diesem Fall sollte also UNBEDINGT eine tatsächliche IP-Adresse im Internet als ping-Ziel definiert werden…

Es ist nun also erkennbar, dass man sich im Multi-WAN-Umfeld von der Verfügbarkeit von externen Systemen abhängig macht, auf die man selbst keinen Einfluss hat! Ich verwende hier meist “bekannte” IP-Adressen, die in sich oft hochverfügbar ausgelegt sind: 8.8.8.8, 4.2.2.3, 141.1.1.1 oder die typischen DNS-Server der Telekom 194.25.0.60, 194.25.0.68, 194.25.0.52, 194.25.2.129 etc. Providerunabhängig lautet meine Empfehlung generell:Verwenden Sie hier nach Rücksprache mit Ihrem Leitungs-Provider eine IP-Adresse im Backbone Ihres Providers, die nachweislich hochverfügbar ausgelegt ist – und die sich nicht in absehbarer Zeit ändern wird!

(Mit der 141.1.1.1 hatte ich letzte Woche z.B. Probleme, weil die Betreiber wohl irgendwelche Wartungsarbeiten auf dem System durchgeführt haben, und die IP eine Zeitlang nicht erreichbar war – mit den Konsequenzen, die man sich sicher gemäß o.g. ausmalen kann… War zum Glück an einem Wochenende…)

Nachdem nun die Voraussetzungen für das korrekte Funktionieren von mehreren Interfaces im Multi-WAN-Umfeld gegeben sind, kann man an das Konfigurieren der tatsächlichen PBR (Policy Based Routing) Firewall-Regeln herangehen.

Die Voraussetzung für die Nutzung von Policy Based Routing ist die Fireware Pro bzw. XTM Pro Zusatzoption und die korrekte Konfiguration von mehr als einem externem Interface für den Multi-WAN-Betrieb (vgl. z.B.http://de.watchguard-blog.com/2011/08/multi-wan-und-policy-based-routing.html).
Anschließend erweitert sich das Erscheinungsbild jeder einzelnen Firewall-Policy – und über die dort erscheinenden, eigentlich selbsterklärenden erweiterten Einstellungen lässt sich das gewünschte Verhalten im Multi-WAN-Umfeld bestimmen:

Sinn macht an dieser Stelle natürlich – speziell für ausgehende HTTP und HTTPS Policies – hier das vom Multi-WAN-Default abweichende Interfaceauszuwählen (im Beispiel das Interface “VDSL50” anstelle der defaultmäßigen “STANDLEITUNG”). Das hat zur Folge, dass eben der durch ausgehendeHTTP/HTTPS-Verbindungen (also auch Downloads!) verursachte Traffic über das “zweite” externe Interface geführt wird (VDSL50) – und somit die STANDLEITUNG von eben diesem Traffic entlastet wird, so dass die dortige Bandbreite für die unternehmenskritischeren Anwendungen wie VPN, E-Mail etc. genutzt werden kann.

Multi-WAN Konflikt mit zwei redundanten Cisco HSRP Router-Paaren

Das Debugging einer problembehafteten HA Umgebung aus zwei X750e mit Fireware XTM 11.3.2 (ich betrachte diese Version derzeit für Cluster aus X Core / Peak e-series am stabilsten) hat heute einen netten Sonderfall aufgezeigt, der für die Störungen sicher mitverantwortlich war:
Der Kunde betreibt schon seit vielen Jahren ein WatchGuard VPN mit ca. 40 Außenstellen. Wie so oft hat in der Vergangenheit dafür eine einzelneCompany Connect Anbindung der Telekom mit 2 Mbit/s gereicht. Diese Leitung war mit redundanten Cisco-Routern und zudem einerZweiwegeführung ausgestattet. Der Kunde hatte nun bei der Telekom eine weitere Company Connect Anbindung beauftragt, mit 34 Mbit/s und ebenfalls redundanten Cisco-Routern und Zweiwegeführung. Auf der WatchGuard waren diese beiden Anbindungen als Multi-WAN konfiguriert – im Failover-Modus.
Bei einem Routine-Check des “Status Report” im Firebox System Manager ist mir in der ARP Table der WatchGuard aufgefallen, dass dort beide vorgelagerten Router-Paare (2 Mbit an eth0 und 34 Mbit an eth1) mit der gleichen Hardware MAC Adresse 00:00:0C:07:AC:01 aufgeführt waren.

Recherche hat ergeben, dass dies eine virtuelle MAC-Adresse ist, die vonredundanten Cisco-Routern im HSRP Modus verwendet wird – und zwar dann, wenn auf den Routern die HSRP Group ID = 1 eingestellt ist. Offenbar hat der ISP also beide Router-Paare (da verschiedene Einzelaufträge) per Default mit der gleichen HSRP Group versehen… Das wird auch erst dann zum Problem, wenn beide Leitungen wie im vorliegenden Fall an das gleiche System angeschlossen werden. Die Auswirkungen kann man sich ausmalen.
Ein Support Call bei der Telekom hat dazu geführt, dass ein Router-Paar auf dieHSRP Group ID = 2 eingestellt wurde, wodurch sich die virtuelle MAC-Adresse auf 00:00:0C:07:AC:02 geändert hat und nunmehr aus Sicht der WatchGuard die Interfaces sauber konfiguriert sind:

Neuer Knowledge Base Content im März 2016

WatchGuard erstellt ständig neue Inhalte in der Knowledge Base. Die folgenden Artikel wurden im März 2016 hinzugefügt. Um die WatchGuard Knowledge Base zu durchsuchen, verwenden Sie die Technische Suche (Technical Search) im WatchGuard Support Center.

Artikel

Known Issues (Login auf der WatchGuard Website erforderlich)

Multi-WAN Konflikt mit zwei redundanten Cisco HSRP Router-Paaren

Das Debugging einer problembehafteten HA Umgebung aus zwei X750e mit Fireware XTM 11.3.2 (ich betrachte diese Version derzeit für Cluster aus X Core / Peak e-series am stabilsten) hat heute einen netten Sonderfall aufgezeigt, der für die Störungen sicher mitverantwortlich war:

Der Kunde betreibt schon seit vielen Jahren ein WatchGuard VPN mit ca. 40 Außenstellen. Wie so oft hat in der Vergangenheit dafür eine einzelne Company Connect Anbindung der Telekom mit 2 Mbit/s gereicht. Diese Leitung war mit redundanten Cisco-Routern und zudem einer Zweiwegeführung ausgestattet. Der Kunde hatte nun bei der Telekom eine weitere Company Connect Anbindung beauftragt, mit 34 Mbit/s und ebenfalls redundanten Cisco-Routern und Zweiwegeführung. Auf der WatchGuard waren diese beiden Anbindungen als Multi-WAN konfiguriert – im Failover-Modus.

Bei einem Routine-Check des “Status Report” im Firebox System Manager ist mir in der ARP Table der WatchGuard aufgefallen, dass dort beide vorgelagerten Router-Paare (2 Mbit an eth0 und 34 Mbit an eth1) mit der gleichen Hardware MAC Adresse 00:00:0C:07:AC:01 aufgeführt waren.

Recherche hat ergeben, dass dies eine virtuelle MAC-Adresse ist, die von redundanten Cisco-Routern im HSRP Modus verwendet wird – und zwar dann, wenn auf den Routern die HSRP Group ID = 1 eingestellt ist. Offenbar hat der ISP also beide Router-Paare (da verschiedene Einzelaufträge) per Default mit der gleichen HSRP Group versehen… Das wird auch erst dann zum Problem, wenn beide Leitungen wie im vorliegenden Fall an das gleiche System angeschlossen werden. Die Auswirkungen kann man sich ausmalen.

Ein Support Call bei der Telekom hat dazu geführt, dass ein Router-Paar auf die HSRP Group ID = 2 eingestellt wurde, wodurch sich die virtuelle MAC-Adresse auf 00:00:0C:07:AC:02 geändert hat und nunmehr aus Sicht der WatchGuard die Interfaces sauber konfiguriert sind:


Policy Based Routing

Die Voraussetzung für die Nutzung von Policy Based Routing ist die Fireware Pro bzw. XTM Pro Zusatzoption und die korrekte Konfiguration von mehr als einem externem Interface für den Multi-WAN-Betrieb (vgl. z.B. http://de.watchguard-blog.com/2011/08/multi-wan-und-policy-based-routing.html).
Anschließend erweitert sich das Erscheinungsbild jeder einzelnen Firewall-Policy – und über die dort erscheinenden, eigentlich selbsterklärenden erweiterten Einstellungen lässt sich das gewünschte Verhalten im Multi-WAN-Umfeld bestimmen:

Sinn macht an dieser Stelle natürlich – speziell für ausgehende HTTP und HTTPS Policies – hier das vom Multi-WAN-Default abweichende Interface auszuwählen (im Beispiel das Interface “VDSL50” anstelle der defaultmäßigen “STANDLEITUNG”). Das hat zur Folge, dass eben der durch ausgehende HTTP/HTTPS-Verbindungen (also auch Downloads!) verursachte Traffic über das “zweite” externe Interface geführt wird (VDSL50) – und somit die STANDLEITUNG von eben diesem Traffic entlastet wird, so dass die dortige Bandbreite für die unternehmenskritischeren Anwendungen wie VPN, E-Mail etc. genutzt werden kann.

Multi-WAN und Policy Based Routing

Wenn auf einer WatchGuard die Zusatz-Option “Fireware Pro” bzw. “XTM Pro” aktiviert ist, können bis zu vier Interfaces als External Interface konfiguriert werden. Hier können jeweils unterschiedliche Internet-Anschlüsse angebunden werden. Ein typisches Anwendungs-Szenario sieht so aus: Kunde x hat eine Standleitung mit x Mbit Bandbreite, die bisweilen überlastet ist, weil “zu viel” HTTP/HTTPS-Traffic (Eigennutzung, sprich Surfen und Downloads) die Leitung “dicht” macht und zu wenig Bandbreite für VPN-Anbindungen, E-Mail und andere unternehmenskritische Anwendungen übrig bleibt…
Statt einfach die Bandbreite der Standleitung für teuer Geld beim Provider hochsetzen zu lassen, kann auch darüber nachgedacht werden, einen – deutlich billigeren – ADSL, VDSL oder Kabel-TV-Anschluss als zweiten Internet-Anschluss an die gleiche WatchGuard anzubinden und über das Firewall-Regelwerk festzulegen, dass der typische HTTP und HTTPS Traffic über eben diese billigere DSL-Leitung geführt wird (Policy Based Routing, PBR). Damit wird die (teure) Standleitung von eben diesem Traffic ENTLASTET.

Die unternehmenskritischen Services können so evtl. auch auf längere Sicht auf dem bisherigen Stand zu deutlich geringeren laufenden Kosten versorgt werden.

Wenn nun mindestens ein zweites Interface der WatchGuard als “External” konfiguriert wird, sind zusätzliche Einstellungen erforderlich, ohne die das gewünschte Verhalten eventuell nicht zum Tragen kommt! Insbesondere muss im Policy Manager unter Network > Configuration die Registerkarte Multi-WAN beachtet werden, die bei Verwendung nur eines einzelnen externen Interfaces “ausgegraut” war.
Hier wähle ich in der Regel als Default-Verhalten im Multi-WAN-Betrieb anstelle des voreingestellten Verfahrens “Routing Table” das Verfahren “Failover” aus und aktiviere hinter dem Button “Configure” die am typischen Multi-WAN-Betrieb beteiligten externen Interfaces (die Zahlen in Klammern entsprechen der Interface-Nummer auf der WatchGuard: z.B. 0=eth0, 6=eth6):

Die angezeigte Reihenfolge der Interfaces entspricht auch dem tatsächlichen Verhalten der WatchGuard Firebox für ausgehende Verbindungen: sofern keine PBR-Regel ein anderes Verhalten vorschreibt, werden die Interfaces gemäß dieser Liste von oben nach unten bedient. Will heißen: Wenn das ganz oben aufgeführte Interface “ACTIVE” ist, dann wird auch genau dieses per Default bedient, ansonsten wird das nächste Interface in der Liste verwendet…

Wie erkennt nun die WatchGuard, ob ein Interface “ACTIVE” ist oder nicht? Auch dies wird über die Registerkarte Multi-WAN gesteuert:

Für jedes der am Multi-WAN Verhalten beteiligten Interfaces muss nun definiert werden, woran die WatchGuard die Verfügbarkeit des Interfaces festmachen soll. Das Default-Verhalten ist in der roten Markierung und den darunter aufgeführten Settings beschrieben. Demzufolge pingt die Firebox alle 15 Sekunden eine IP-Adresse an (standardmäßig das Default Gateway des jeweiligen Interfaces). Wenn die angepingte IP-Adresse (3+1) = 4 x 15 => 60 Sekunden) nicht antwortet, wird das Interface auf “INACTIVE” gesetzt. Kommen wieder drei aufeinanderfolgende Antworten im Abstand von 15 Sekunden, wird das Interface wieder auf “ACTIVE” gesetzt und nimmt am Multi-WAN-Verfahren teil.

Daraus ergeben sich zwei Problematiken:

  • Problem 1 (Szenario Standleitung) => “Wo befindet sich das Default Gateway einer Standleitung?” Antwort: “Das ist der Übergaberouter des ISP, der sich in der Regel beim Kunden vor Ort befindet und per Kabel direkt an der WatchGuard angeschlossen ist”. Wenn nun eben dieser Router auf “ping” antwortet: Ist das eine zuverlässige Aussage darüber, ob nun die eigentliche Internet-Anbindung durch diesen Router hindurch funktioniert? Antwort: “Nein”. Typischerweise sollte also hier eine EXPLIZITE IP-ADRESSE konfiguriert werden, die irgendwo tatsächlich im Internet liegt.
  • Problem 2 (Szenario PPPoE oder DHCP-Einwahl) => Das Default Gateway des Interfaces wird dem Interface vom Provider erst bei der Einwahl zugewiesen. In vielen Fällen (providerabhängig!) antwortet aber genau diese als Default Gateway zugewiesene IP-Adresse nicht auf ping. Was ist also das Resultat im Default-Zustand? Das Interface arbeitet zunächst (3+1) x 15 => 60 Sekunden ordnungsgemäß, wird dann jedoch von der WatchGuard als “INACTIVE” eingestuft und aus dem Multi-WAN-Verfahren herausgenommen… Insbesondere in diesem Fall sollte also UNBEDINGT eine tatsächliche IP-Adresse im Internet als ping-Ziel definiert werden…

Es ist nun also erkennbar, dass man sich im Multi-WAN-Umfeld von der Verfügbarkeit von externen Systemen abhängig macht, auf die man selbst keinen Einfluss hat! Ich verwende hier meist “bekannte” IP-Adressen, die in sich oft hochverfügbar ausgelegt sind: 8.8.8.8, 4.2.2.3, 141.1.1.1 oder die typischen DNS-Server der Telekom 194.25.0.60, 194.25.0.68, 194.25.0.52, 194.25.2.129 etc. Providerunabhängig lautet meine Empfehlung generell: Verwenden Sie hier nach Rücksprache mit Ihrem Leitungs-Provider eine IP-Adresse im Backbone Ihres Providers, die nachweislich hochverfügbar ausgelegt ist – und die sich nicht in absehbarer Zeit ändern wird!

(Mit der 141.1.1.1 hatte ich letzte Woche z.B. Probleme, weil die Betreiber wohl irgendwelche Wartungsarbeiten auf dem System durchgeführt haben, und die IP eine Zeitlang nicht erreichbar war – mit den Konsequenzen, die man sich sicher gemäß o.g. ausmalen kann… War zum Glück an einem Wochenende…)

Nachdem nun die Voraussetzungen für das korrekte Funktionieren von mehreren Interfaces im Multi-WAN-Umfeld gegeben sind, kann man an das Konfigurieren der tatsächlichen PBR (Policy Based Routing) Firewall-Regeln herangehen. Mehr dazu später heute Abend, wenn ich vom Strand zurück bin. Schließlich bin ich nun mal diese Woche im Urlaub… 🙂

WatchGuard und Telekom VDSL 25, VDSL 50

In der Vergangenheit stellte die Deutsche Telekom VDSL nur in Verbindung mit dem TV-Paket “Entertain” zur Verfügung. Das hat sich geändert: Mittlerweile kann VDSL auch als reiner Hochgeschwindigkeits-Anschluss gebucht werden, als Call & Surf Comfort VDSL in zwei Geschwindigkeits-Varianten: VDSL 25 mit 25/5 Mbit und VDSL 50 mit 50/10 Mbit, jedoch nur mit dynamischer IP-Zuweisung (und ggfs. DYNDNS). Daher wird es künftig auch häufiger vorkommen, dass eine WatchGuard Firebox an einem VDSL-Anschluss betrieben werden soll. Bisher war die korrekte Konfiguration des dazugehörigen “External” Interfaces der WatchGuard eher umständlich, da das Interface als VLAN-Interface mit einem Tagging für die VLAN ID 7 konfiguriert werden musste. Mit Verfügbarkeit des Telekom Speedport 221 VDSL2 Modems entfällt dieser Umweg. Das VDSL-Modem übernimmt das VLAN-Tagging, so dass in der WatchGuard “nur noch” die üblichen PPPoE-Zugangsdaten hinterlegt werden müssen.
Wenn der VDSL-Zugang im Rahmen von “Multi-WAN” als “zusätzlicher” Anschluss für schnelles Surfen verwendet werden soll, beachten Sie bitte auch den folgenden Blog-Beitrag:http://de.watchguard-blog.com/2011/08/multi-wan-und-policy-based-routing.html